Emotionen bei Männern und Jungen und Alkoholkonsum
„Männer weinen nicht.“
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“
Diese Sätze kennen viele Männer und Jungen nur allzu gut. In unserer Gesellschaft wird oft erwartet, dass Männer stark und emotional gefestigt sind. Diese gesellschaftlichen Erwartungen können dazu führen, dass sie ihre Emotionen unterdrücken oder nicht angemessen ausdrücken. In solchen Situationen greifen viele Männer und Jungen zum Alkohol als Bewältigungsmechanismus.
Warum Männer und Jungen zum Alkohol greifen:
Es gibt viele Gründe, wieso Männer und Burschen zum Alkohol greifen. Ein paar möchten wir hier dennoch klar artikulieren und damit besprechbar machen.
Gesellschaftlicher Druck:
Männer und Jungen werden oft dazu erzogen, ihre Gefühle nicht zu zeigen. “Sei ein Mann!” oder “Jungs weinen nicht” sind typische Aussagen, die sie hören. Infolgedessen nutzen viele Alkohol, um ihre Emotionen zu betäuben oder zu verbergen. Der gesellschaftliche Druck, stark und unerschütterlich zu sein, kann dazu führen, dass Männer und Jungen glauben, ihre Emotionen seien ein Zeichen von Schwäche. Diese internalisierten Überzeugungen machen es schwierig, Unterstützung zu suchen oder gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Stressbewältigung:
Beruflicher und schulischer Druck kann immens sein. Anstatt offen über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen, greifen manche Männer und Jungen zum Alkohol, um Stress abzubauen.
Soziale Akzeptanz:
In unserer Kultur ist Alkoholkonsum ein sozial akzeptiertes Verhalten, das oft mit Männlichkeit in Verbindung gebracht wird. Gruppenzwang und der Wunsch, dazuzugehören, können den Alkoholkonsum fördern.
Fehlende emotionale Unterstützung:
Oft fehlt es an sicheren Räumen und Unterstützungssystemen, in denen Männer und Jungen ihre Gefühle ausdrücken können. Alkohol wird dann zum scheinbar einfachsten Ausweg und ist, wie schon mehrmals erwähnt eine akzeptierte Lösung.
Alkohol und seine Auswirkungen:
Während Alkohol kurzfristig Erleichterung verschaffen kann, führt er langfristig zu gesundheitlichen, emotionalen und sozialen Problemen. Sozialer Rückzug, Entwicklung von Depressionen, Schlafstörungen, Unruhezustände und auch Panikattacken können die Folge sein. Alkohol kann depressive Gefühle und Angstzustände verstärken, was zu einem Teufelskreis führt, denn einerseits löst er anfangs die Spannung, führt jedoch langfristig genau zum Gegenteil. Serotonin, ein Glücksbotenstoff wird gemeinsam mit Dopamin mit dem Konsum von Alkohol ausgeschüttet. Dieses Phänomen bewirkt ein entspannendes, und angstlösendes Verhalten. Doch wird der Alkohol erst einmal abgebaut, kommt es zu einem Serotonin Mangel, der eine depressive Verstimmung zur Folge haben kann. Dauerhaftes und regelmäßiges Trinken von Alkohol wirkt als auch im Gehirn und kann zu strukturellen Folgen führen.
Abgesehen von den gesundheitlichen Problematiken stehen noch die sozialen Komponenten. Der Missbrauch von Alkohol kann Beziehungen zu Familie und Freunden belasten und zu Isolation führen. Die Grenze zur Sucht ist sehr dünn, weshalb das Schamgefühl immer wieder den Weg in die Einsamkeit ebnet. Wer gibt denn gerne zu, dass er/sie ein Alkoholproblem hat.
Was können wir tun?
- Offene Gespräche fördern: Es ist wichtig, eine Kultur des offenen Dialogs zu fördern, in der Männer und Jungen ihre Gefühle ohne Angst vor Verurteilung ausdrücken können.
- Emotionale Bildung: Bereits in jungen Jahren sollten Jungen lernen, ihre Emotionen zu erkennen und konstruktiv zu verarbeiten.
- Unterstützungssysteme schaffen: Sichere Räume und unterstützende Netzwerke können helfen, den Druck zu mindern und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
- Bewusstsein schaffen: Aufklärung über die Gefahren von Alkoholkonsum und die Förderung alternativer Bewältigungsstrategien sind essenziell.
Fazit: Emotionen sind ein natürlicher Teil des Menschseins und dürfen nicht unterdrückt werden. Es ist an der Zeit, die gesellschaftlichen Erwartungen zu ändern und Männern und Jungen zu helfen, gesündere Wege zu finden, mit ihren Gefühlen umzugehen, anstatt sich auf Alkohol zu verlassen. Nur so können wir eine gesündere und emotional stabilere Gesellschaft schaffen.